"COLD GROOVES" - WAS BISHER GESCHAH - UNTER.TON | MAGAZIN FÜR KLANG- UND SUBKULTUR

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"COLD GROOVES" - WAS BISHER GESCHAH

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Aufmerksame Leserinnen und Leser wissen, dass wir von UNTER.TON nicht müde werden, das kleine Label Cold Transmission regelmäßig mit Lob zu überschütten. Das liegt vor allem an der leidenschaftlichen Arbeit von Chef Andreas Herrmann, der nicht müde wird, im Besonderen das Großartige zu finden. Unter ihm haben Acts wie S Y Z Y G Y Z, Carlo Onda oder auch La Méchanique eine breitere Streuung ihrer fabelhaften Kunst erfahren und damit eine größere Bekanntheit erlangt.

In der Regel bemüht sich das Label auch, jede ihrer Kompilationen (die "Zeitgeist+"-Reihe sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich empfohlen) mit einigen unveröffentlichten Songs und labelfremden Bands aufzuhübschen. Auf "Cold Grooves" hat man sich von diesem Verfahren gelöst und ein ganz klassisches Best Of herausgebracht: Alle Songs stammen vom eigenen Artist Roster und wurden - vornehmlich auf Vinyl - bereits veröffentlicht.

Auch wenn das hier nach Zweitverwertung riecht, bleibt die Auswahl der Songs immer noch spannend. Das Augenmerk liegt dieses Mal - der Titel deutet es schon an - auf dunkelelektronische Tanznummern, in denen der Eskapismus den Nihilismus aufs Parkett bittet und beide unter unterkühlten Sequenzen ein beschwingtes Tänzchen am Abgrund vollführen.

S Y Z Y G Y X eröffnet den dunkelbunten Reigen mit "Light You On Fire", einem Stück, das perfekt die Ausnahmestellung dieses Projekts von Musikerin Luna Blanc unterstreicht. In ihrem Fundament fast schon eine Italo-Disco-Nummer, wirkt sie mit einem leicht entrückten Gesang und dezent atonalen Effekten ein wenig neben der Spur. Auch "Oroba" von Noromakino wartet mit breiten, kratzigen Flächen und leicht vorbeischrammenden Noten auf, sodass sich eine Atmosphäre des Unbehagens breit macht. Der knackige Vierviertelbeat aber zieht einen magisch in Richtung Dancefloor.

Demgegenüber steht "Careworn Face" von Incirrina, das den klassischen Cold Wave mit jeder Menge Schwung praktiziert. Die Uptempo-Nummer lebt von einer stoisch vor sich hinpeitschenden Rhythmussektion, während Irini Tiniakou mit beschwörender Stimme ihre Zeilen vorträgt. Das griechische Duo gehört zweifelsohne zu den Vertretern konservativer Klänge, während New Haunts mit "Blame" (aus ihrem 2021er Album "Still Dark Day") die Hoffnungslosigkeit durch schneidende Beats und kristalline Soundstrukturen zu konkretisieren versucht. Wobei vor allem Sängerin Alice Sheridan mit ihrer voluminösen Stimme und ihrem dunklen Timbre, das teilweise an Claudia Brücken (Propaganda) heranreicht, dieser Nummer den Stempel aufdrückt.

Ohnehin ist "Cold Grooves" dominiert von Sängerinnen - ein Umstand, der eigentlich nicht mehr erwähnenswert sein sollte, es aber leider immer noch ist, da es noch lange keine Selbstverständlichkeit ist - auch in der Schwarzen Szene -, dass auch die holde Weiblichkeit sehr gut Tristesse in eiskalte Klänge transformieren kann. Lediglich Noromakino, La Mécanique und Carlo Onda tauchen als männliche Vertreter auf "Cold Grooves" auf. Eine angenehme Abwechslung dieser immer noch männerdominierten Musiksparte.

Von dieser kleinen Besonderheit mal abgesehen, arbeitet der Sampler alle Vorzüge der einzelnen Acts sowie die großartigen Visionen des Labels auf knapp 50 Minuten perfekt heraus. Für alle, die gerade im Begriff sind, Cold Transmission kennenzulernen, ein perfekter und spannender Überblick.

||TEXT: DANIEL DRESSLER | DATUM: 15.08.23 | KONTAKT | WEITER: KURZ ANGESPIELT 13/23>

Webseite:
www.coldtransmission.com

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