SIVERT HØYEM: LICHT AM ENDE DES TUNNELS - UNTER.TON | MAGAZIN FÜR KLANG- UND SUBKULTUR

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SIVERT HØYEM: LICHT AM ENDE DES TUNNELS

Im Gespräch

Wie nah doch Glück und Trauer beieinander liegen. Kurz nachdem Ex-Madrugada-Sänger Sivert Høyem Vater geworden ist, erreicht ihn die Hiobsbotschaft vom plötzlichen Tod seinen Managers, Per Eirik Johansen. Dem langjährigen Wegbegleiter hat Høyem jetzt auf „Endless Love“ [Platten-Kritik hier] ein musikalisches Denkmal gesetzt. Leider nicht das erste Mal, dass Sivert einen derartigen Schicksalsschlag verkraften muss: 2007 verstirbt Madrugada-Gitarrist Robert S. Burås - völlig überraschend. Es ist das Aus für die Band. Kein Wunder also, dass die aktuelle Scheibe des Vollblut-Musikers vor allen Dingen um das Thema Trennung kreist. Mit UNTER.TON spricht Sivert über die dunklen Seiten seines Lebens – und darüber, ob es für Madruga doch noch eine musikalische Zukunft gibt.

"Endless Love" – das klingt erst mal nach großartiger Schnulze. Tatsächlich heißt es im Titelsong aber: "Endless love is not enough". Klingt ganz so, als basiert diese Erkenntnis auf Deinen persönlichen Erfahrungen...
Ja, das stimmt. Es ist der einzige Weg für mich, Songs zu schreiben.

Anderes Zitat aus "Little Angel": "When people lean too hard on one another, they will destroy each other". Klingt auch nicht gerade optimistisch...
Beziehungen basieren eben auf einer gesunden Mischung aus Freiheit und Zweisamkeit. Darum geht es in diesem Stück.

Du hast sogar einen Song dem "Görlitzer Park" in Berlin gewidmet. Warum?
Der Park war bei mir ums Eck, als ich 2002 in Berlin-Kreuzberg gewohnt habe. Damals ging's mir auch nicht so gut, wie man im Song vielleicht hört (lacht).

All diese Lieder klingen jedenfalls so, als wärst Du vom Leben ernüchtert.
Viele Songs stammen einfach aus schwierigen Zeiten. Irgendwann mal werde ich wieder glücklich sein und lustige Lieder schreiben... oder vielleicht auch nicht.

Leider hat es das Leben ja bislang nicht immer gut mit Dir gemeint. So traurig wie auf "Endless Love" hat man Dich selten gehört...
Das stimmt! Meine Musik ist dunkler geworden. Ich hatte allerdings schon immer eine melancholische Ader, weswegen es sich für mich auch ganz natürlich anfühlt, diese Art von Songs zu schreiben. Seit den letzten Alben wurde diese Seite in mir dominanter. Ich denke, es hat einfach damit zu tun, dass ich sehr viele enge Freunde in den letzten Jahren verloren habe. In gewisser Weise fühle ich mich isoliert, und dieses Gefühl habe ich in meinem neuen Album verarbeitet.

Das ist nachvollziehbar! Immerhin ist kurz vor Ende der Arbeiten an "Endless Love" Dein langjähriger Manager Per Eirik Johansen verstorben. Wie war das für Dich, als Dich die Nachricht von seinem Tod erreicht hat?
Das war natürlich ein großer Schock für mich. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, was da eigentlich passiert ist und wie es mein Leben beeinflussen wird. Per Eirik war nicht nur einer meiner engsten Freunde, sondern nahm als Plattenboss und Manager auch Einfluss auf mein Leben als professioneller Musiker. Ich habe ihm so viel zu verdanken.

Ähnlich wie Per, war auch Robert Burås ein enger Freund und Kollege, der viel zu früh verstorben ist. Haben diese Ereignisse auch die Sicht auf Dein Leben verändert?
Das weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, dass die Welt ein dunklerer Ort ohne die beiden geworden ist. Das ist sicher!

Mit Roberts Tod wurde auch Madrugada zu den Akten gelegt. Besteht noch Hoffnung auf eine Wiedervereinigung?
Als wir uns 2008 dazu entschlossen haben, Madrugada aufzulösen, war das für uns der einzig richtige Weg. Wir waren von seinem Tod dermaßen erschüttert. Um ehrlich zu sein, vermisse ich es aber, zusammen mit Frode (Jacobsen, Bassist der Band, Anm. d. Verf.) Musik zu machen. Andererseits war die letzte Tour so etwas wie unser Schwanengesang. Diese Erinnerung wollen wir auch nicht zerstören. Wie müssen einfach abwarten und sehen, was die Zukunft bringt...

Einen kleinen privaten Lichtblick gibt es dann aber doch: Seit einiger Zeit bist Du Vater. Wie fühlt es sich für Dich an?
Ich bin immer noch dabei, mich in dieses neue Leben, das ich jetzt führe, einzufinden. Man muss lernen, vorauszuplanen. Das ist etwas, das ich zuvor nie gemacht habe. Auch muss ich meine Arbeit jetzt am Tag erledigen. Das sind die größten Veränderungen in meinem Leben!

|| TEXT: DANIEL DRESSLER // DATUM: 20.05.2014 ||| DEINE MEINUNG? MAIL SCHREIBEN! || WEITER: INTERVIEW MIT THYX >>

BILDQUELLE  © HEKTOR GRAMMOFON/ROUGH TRADE, FOTO: MORTEN ANDERSEN.

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