TOM SMITH "THERE'S NOTHING IN THE DARK THAT ISN'T THERE IN THE LIGHT" VS. SAM SALMON & THE GRAND MANAN BANDITS "DOWN FOR LIFE": DAS LEBEN IST SCHÖN
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Zu Weihnachten anno 2011 beschenkte uns Editors-Sänger Tom Smith zusammen mit seinem Best Buddy Andy Burrows (Razorlight, We Are Scientists) das Festivitäts-Album "Funny Looking Angels", welches mit einigen gelungenen Coverversionen und angenehm sentimentalen Eigenkompositionen punkten konnten und so dem heiligen Feste einen kitschbefreiten Soundtrack lieferte.Die Zusammenarbeit zwischen Smith und Burrows stand auch bei "There's Nothing In The Dark That Isn't There In The Light" zunächst im Fokus, doch immer mehr kristallisierten sich die Songs fürihr zunächste anvisiertes drittes Album als Nummern, die nur Tom alleine performen konnte, heraus. Wohl auch, weil wir den Mann mit dem einnehmenden Bariton das erste Mal so unmittelbar seine Gedanken preisgeben hören.
Es sind Gedanken eines Mannes, der viel erlebt hat (auch und immer wieder gerne mit Andy, mit dem er manch durchzechte Nacht erlebte und diese in dem wehmütigen, aber dennoch zufriedenen Song "Northern Line" festhält) und nun mit einem ersten Resümee seines bisherigen gestalteten Lebens um die Ecke kommt.
Seine Erkenntnis: In jeder dunklen Zeit scheint auch das Licht weiter, wenngleich man es nicht sieht. Smith wird auf diesem Album zu einem unerschütterlichen Optimisten, der in jeder herausfordernden Zeit das Positive zieht. Dafür bedient er sich - von dem geradezu schmissig zu bezeichnenden "Leave" mal abgesehen - einem reduzierten Singer-/Songwritersound, der sich radikal vom Post-Punk seiner Stammband absetzt, die zuletzt 2022 mit dem Album "EBM" einmal mehr Fans und Presse überzeugte.
Auf "There's Nothing..." zeigt sich der Brite ungewohnt nahbar und intim. Stücke wie "Deep Dive" und "Saturday", die Anfangs- und Endpunkt des Albums markieren, leben von einer unaufgeregten, ruhigen Atmosphäre und wirken wie die wohlig-warme Decke, unter die man sich verkriechen möchte, wenn das Leben mal wieder unbarmherzig zuschlägt.
Das erste Soloalbum von Tom Smith ist gleichzeitig auch ein Beweis für seine musikalische Wandelbarkeit. Doch wie auch schon bei den Editors lebt auch sein Alleingang vor allem von intelligenten und gleichsam einprägsamen Songs, die selbst wie bei "Live Is For Living" trotz etwas pathetischen "Oooh"-Gesängen nie komplett in den Schmalz abdriften.
Das Leben kann wie gesagt ziemlich hart und unbarmherzig sein. In solchen Momenten haben die Menschen entweder Musik zur Erbauung angehört oder selber geschrieben, um sich seelisch zu reinigen (wie oft hat man nicht schon diesen Satz von verschiedenen Musizierenden gehört: "Komponieren ist Selbsttherapie"). Die Wahl des Genres ist dabei völlig unterschiedlich. Selbst eine auf den ersten Blick oberflächliche Schlagernummer kann existentielle Erkenntnisse bereithalten.Bei Sam Salmon & The Grand Manan Bandits ist es ein vermeintlich klassischer Country-Sound, der die - ebenfalls vermeintlichen - klassischen Themen aus diesem Genre unterstreicht ("A Cowboys Work" spitzt dies sicherlich besonders krass zu). Dass aber bewusst "vermeintlich" geschrieben wurde, liegt an der ganzen Attitüde, mit der Sam Salmon und seine Banditen ihre erste Platte "Down For Life" eingespielt haben. Es ist teils eine Hommage an den authentischen, ungebändigten Südstaatenklang der ersten Stunde, teils eine in stilistischen Fragen höchst freiheitsliebende Platte, die dafür auch gerne tradierte Strukturen locker über Bord wirft.
Ein wenig erinnert man sich an den Indie-Country und Retro-Americana einer Holly Golightly. Während die Chanteuse aber Blues und Folk mit teilweise verfremdenden Elementen (Rückkopplungen etc.) versah, arbeitet die Gruppe wesentlich geradliniger und kompromissbereiter. Dennoch ist in ihrer leicht schnodderigen Art und Weise auch herauszuhören, dass sie einst andere Pfade beschritten haben: Als Motherhood waren Dreiviertel der Band als Punker unterwegs. Auch wenn sie sich einem ganz anderen Genre zugewandt haben, ist diese latente Antihaltung in ihren Stücken auszumachen.
In letzter Instanz besitzen die Songs der drei Jungs und des Mädchens (Penelope Stevens tut sich dabei nicht nur als formidable Gitarristin, sondern auch als eloquente Sängerin hervor, wie das hübsche "Kissing Goodbye" und das lässige "Thirsty" belegen) viel authentisches Feeling und zündende musikalische Ideen. Wenn wie in "Worried" fast schon teilnahmslos und verschleppt darüber gesungen wird, dass man ein Dude ist, der die Liebe nicht liebt und deswegen seine besser Hälfte nicht glücklich machen kann, ist das die richtige Portion Selbstmitleid eines Protagonisten, der sich als einsamer Wolf inszenieren möchte - aber insgeheim nicht weniger spießige Gedanken von intakter Familie besitzt als der gemeine Durchschnittsbürger auch.
Kurzum: Sam Salmon & The Grand Manan Bandits ist mit "Down For Life" ein Erstling gelungen, das von Anfang bis Ende wie ein einziger Überraschungseffekt wirkt. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.
||TEXT: DANIEL DRESSLER | DATUM: 9.12.25 | KONTAKT | WEITER: X MARKS THE PEDWALK "INSOMNIA">
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Cover © Pias (Tom Smith), Forward Music Group (Sam Salmon & The Grand Manan Bandits)
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Rechtlicher Hinweis: UNTER.TON setzt auf eine klare Schwarz-Weiß-Ästhetik. Deshalb wurden farbige Original-Bilder unserem Layout für diesen Artikel angepasst. Sämtliche Bildausschnitte, Rahmen und Montagen stammen aus eigener Hand und folgen dem grafischem Gesamtkonzept unseres Magazins.
© || UNTER.TON | MAGAZIN FÜR KLANG- UND SUBKULTUR | IM NETZ SEIT 02/04/2014. ||
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